Das ist der Orient

Dienstag, 21.03.2017

Recht früh bricht heute der letzte Tag des Aufenthalts unserer Reisegruppe in den Familien an. Fast alle Gastschwestern und brüder sind dabei, als der blaue MOOT Bus nach Nazareth und Akko aufbricht. Den Anfang macht aber ein kurzer Stopp in der German Colony in Haifa. Die Häuser dort wurden vor der Jahrhundertwende von frommen Deutschen errichtet und bilden so etwas wie den Beginn der Entwicklung für Haifa.

Interessanter ist aber das Straßenschild, das die Grenze der „Colony“ markiert. Ein Gruppenbild ist hier nicht nur ein Muss, es ist Kult - und das seit dem ersten Austausch 2010.


Kurz fahren wir auch die schöne Klosterkirche Stella Maris an und testen dort unsere Lateinkenntnisse. Wir finden heraus, dass Stella Maris Stern des Meeres bedeutet. Wer oder was damit gemeint ist, bedarf dann ebenfalls der Klärung – alles unter den gnädigen Augen der goldglänzenden Statue der Madonna mit dem Kind.

 

Nazareth ist den meisten Exkursionisten auch nicht direkt ein Begriff. Was wurde denn da so Wichtiges verkündigt oder verkündet, dass da eine imposante Basilika errichtet worden war? Keine Angst, verehrter Freund dieses Reiseblogs: als wir wieder abfuhren, war auch diese große religiöse Wisssenslücke kleiner geworden.

 

Nazareth ist inzwischen eine muslimisch geprägte Stadt. Es gibt zwar etwa 20 christliche Kirchen, aber der Islam ist auf dem Vormarsch. Rein akustisch entsteht eine tolle Mischung, wenn der Muezzin loslegt und gleichzeitig die Glocken dazu läuten.

   

Der blaue Bus hat einige Mühe, aus der völlig zugebauten, engen Stadt herauszukommen. Jetzt bloß keine Pilger umfahren. Auch die haben es schwer, denn sie müssen wegen der Souvenirhändler immer wieder auf die Fahrbahn ausweichen.

Eine Stunde später sind wir wieder am Meer. Nördlich von Haifa liegt Akko – etwas abseits der üblichen Touristenströme. Hier schauen wir uns die grüne Moschee an. Hübsch verhüllt mit eigenen oder ausgliehenen Kopftüchern wird der Besuch zu einer lustigen Sache. „Mekka is da vorne, ne?“ will ein Besucher wissen, nachdem er einen Blick in den Gebetsraum geworfen hat. Der ungenannte Besucher beweist zumindest in dieser Religion Grundkenntnisse.

Und schon geht es in den Basar. Schon von Weitem kann man ihn riechen – und er riecht nicht gut. Ob der Fischhändler, der seine übrigens ungekühlte Ware direkt am Eingang anpreist, Schuld ist? Vielleicht sind die Geruchsorgane der ausländischen Gäste zu empfindlich. Eher nicht, bemerkt der Blogscheiber, denn auch unsere Gastgeber rümpfen die Nase. Also doch der Fischhändler, denn der weiße Nugat und die süßen Walnüsse vom Nachbarstand sind es eindeutig nicht. Die finden auch mehr Anklang bei den BMMGlern.

 

Da es für eine Bötchenfahrt zu windig ist, kehren wir um. Die Farewellparty ruft. Laut muss sie rufen, denn die Location liegt in einem Drusendorf im Carmel Gebirge - ziemlich weit draußen, ohne Hausnummern und Straßennamen. Aber die Fahrt lohnt sich, denn alle sind da und die netten Gasteltern von Lynn und Laura haben sich verdammt ins Zeug gelegt. Drusische Spezialitäten in rauhen Mengen aus eigener Herstellung landen auf dem Buffet. Im Halbdunkel der Gartenterrasse kann man nicht immer sehen, was genau sich in den Töpfen und Alupfannen befindet. Alles schmeckt aber ausgezeichnet. Der Fotograf konnte gerade noch den Moment vor der Buffet- Eröffnung verewigen.

Niemand hat am Ende etwas bezahlt - immerhin knapp 50 Gäste sind heute eben mal so eingeladen. Tolle Gastfreundschaft. Als Gegenleistung könnten Lynn und Laura noch ein bisschen länger bleiben, schlägt die Frau des Hauses vor. Hergeben wollen die Gasteltern unsere beiden Schülerinnen also nicht mehr. Hmmm.

Gegen 9 verlassen die Lehrkörper die Feier mit dem Gefühl, dass der Abschied morgen schwierig werden wird.