Freitag ist kein frei Tag

Freitag, 17.03.2017

Hilfe, sie tun es selbst.

Da es heute Morgen nicht möglich ist, so kurzfristig alle Delegationsmitglieder im regulären Unterricht der Reali School anzumelden, dürfen sie heute selbst das Programm gestalten. Konkrete Pläne gab es schon gestern Abend, sobald klar war, dass die deutschen Gäste einen Tag früher ankommen würden. Dass es heute langweilig werden würde, war also nicht zu befürchten.

Viele Reali Schülerinnen und Schüler haben mit Rücksicht auf den heute Mittag beginnenden Schabat freitags nur wenig Unterricht. Zudem können sie sich den ein oder anderen regulären Schultag auch selbst frei nehmen – ganz offiziell und ohne Attest. Das kommt den deutschen Gästen heute ganz gelegen.

Diese Regelung ist nicht extra für uns erfunden worden, wie es jetzt den Anschein hat. Vielmehr ermöglicht sie es z.B. jüdischen Familien, zu Familienfeiern in andere Teilen des Landes zu fahren. Strenggläubige Juden dürfen ab mittags ja kein Auto mehr fahren und auch sonst keine motorbetriebenen Fortbewegungsmittel mehr benutzen, die man erst per Zündschlüssel oder sonstwie in Gang setzten muss. Das Einschalten von Maschinen aller Art ist nicht erlaubt. Dieses Schabatgebot führt bei der strengen praktischen Durchführung in einigen Fällen zu skurrilen Szenen. Dazu dann bald mehr.

Die deutschen Schülerinnen und Schüler werden heute wo immer möglich bzw. nötig am Händchen von Unterricht zu Unterricht geführt (in der Hoffnung auf Englischkenntnisse aller Beteiligten). Der größere Teil hat heute Morgen aber keine Schule. In Deutschland ist dieser Zustand ja oft ein Synonym für Ausschlafen und Abhängen – aber, verehrte Liebhaber dieses Reiseblogs, ihr ahnt es schon: hier läuft das meist anders. Action ist nämlich Trumpf in diesem Land.

Der junge Mensch muss fit sein, sich sportlich ertüchtigen und seine „leadership skills“ pflegen und entwickeln. Dazu hat der israelische Jugendliche in und nach der Schule reichlich Gelegenheit. Mehrtägige Exkursionen mit Rucksack und Zelt in die Wüste, Survival-Wochenenden mit Lagerfeuer, Musik und Gesang auf dem Schulgelände, hunderte von Boy Scouts und Girl Guides-Gruppen, die von älteren Jugendlichen betreut und angeleitet werden, die Basketball-Schulmannschaft – das sind nur einige Beispiele.

Heute Morgen trifft man sich zum Paintball-Spielen. Auch am Niederrhein gibt es den ein oder anderen Veranstalter, der eine solche Paintball Arena betreibt. Sogar eine „Deutsche Paintball Liga“ gibt es bei uns. Alles weitere zu diesem Spiel ist auf dieser Webseite zusammengefasst. In Israel ist Paintball unter Jugendlichen ein sehr beliebter Freizeitspaß. Ähnlichkeiten zur militärischen Grundausbildung an der Waffe sind allerdings hier – genau wie bei den anderen Aktivitäten, die oben erwähnt werden, wohl nicht ganz zufällig. Auch die Ausrüstung lässt erst einmal nicht vermuten, dass es sich hier um ein harmloses Spiel in gemütlicher Runde handelt.

Spaß gibt es allerdings auf jeden Fall – und die Bedenkenträger aus der Erziehungsbranche wurden in Deutschland seit dem Amoklauf in Winnenden von 2009 mehrfach gerichtlich darauf hingewiesen, dass das Spiel nicht gegen die Menschenwürde verstößt. Immerhin.

Die Berichte der Delegationsmitglieder über ihre Erfahrungen an diesem Freitagvormittag sind bisher nur spärlich in der Lehrer-Nachrichtenzentrale eingegangen. Klagen, Beschwerden, Verletzte, Katastrophen – sind bis jetzt nicht gemeldet worden. Genaueres dann vielleicht später.

Bilaterale Gespräche (mit Essen)

Da die Kinder offensichtlich alle beschäftigt sind, kann das binationale Lehrerteam unter der kundigen Leitung von Yehuda ganz in Ruhe die weitere Programmgestaltung überarbeiten und auch schon ein paar Details für den Gegenbesuch im Oktober klären. Dieser Arbeitsvormittag endet für das Trio mit einer Vorexkursion zu einer weltberühmten Sehenswürdigkeit, welche vielleicht als Kompensation für die entgangene Besichtigung von Caesarea am gestrigen Donnerstag taugt. Die Verhandlungen bieten selbstverständlich auch Gelegenheit, eine leichten Mahlzeit einzunehmen (Bild: die israelischen Nationalgerichte Falafel und Hummus). Allzuviel sei hier über das Ergebnis noch nicht verraten, denn es gibt noch etwas Koordinationsarbeit.

Über den Nachmittag gibt es sicher auch noch einiges zu berichten, sobald der Schabat vorbei ist. Mit uninteressanten Dingen, wie den Klausuren, die sich hier im Hotel auf den viel zu kleinen Schreibtischen türmen, wollen wir den geneigten Blog-Leser aber nicht behelligen. Warten wir ab. In diesem Sinne: Schalom Schabat. Und Dank an Isabel für die Fotos.