Schalom zusammen.

Donnerstag, 16.03.2017

Schalom Israel.

Die zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer kleinen Exkursion ins Heilige Land sind sich einig: Der Flugbetrieb auf internationalen Airports sollte am besten erst so gegen 9.00 Uhr einsetzen. Frühestens. Dann müssten die Passagiere auch erst um 7 Uhr am Schalter erscheinen. Das hätte viele Vorteile. Irgendjemand hat das aber irgendwann einmal anders entschieden – und daher findet das vorbeischlendernde Bodenpersonal in der Düsseldorfer Abflughalle schon kurz nach fünf in der Früh eine größere Ansammlung wenig ausgeschlafener junger Erwachsener vor. Bis halb sechs hat sich das Knäuel aus Reisenden, Begleitern, Koffern, Kopfkissen, Taschen, Schmusedecken und Rucksäcken enorm erweitert und seine endgültige Größe erreicht.

Noch über zwei Stunden bis zum Abflug und alle sind schon da – und das komplett mit Reisedokumenten – und gültigen dazu. Geneigter Leser, geneigte Leserin, das ist ein beeindruckend organisierter Trupp, der sich da  zwischen „Abflug B“ und „Abflug C“ in Richtung Kofferabgabe bewegt. Applaus. Es folgt ein kurzer tränenloser Abschied von den Piloten der diversen Familientaxis, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer quasi mitten in der Nacht über den Rhein gebracht haben. Noch ein Applaus für die Piloten.

Die Koffergröße sagt nichts über den Inhalt aus, muss der geduldige Herr hinter Schalter 257 feststellen, als unser Gepäck einzeln auf die Waage purzelt. Wir schaffen Kilowerte von 14,2 bis 23,7. Bei letzterem Ergebnis liegt die Vermutung nahe, dass das Geschenk für die Gastfamilie aus Original Gesteinsbrocken vom Hülser Berg bestehen muss.

Die ganze Prozedur samt zweier Sicherheitschecks zieht sich so sehr in die Länge, dass die Reisenden am Ende von Kontrolle zwei nonstop zu ihren Sitzplätzen marschieren können. Pünktlich rollt die grünweiße B737 zum Start und rauscht sodann in den blitzeblank blauen Himmel über dem Niederrhein. In der Kabine hat derweil fast schon das Frühstück begonnen. Unter der Alufolie des ausgeteilten Schälchens verbirgt sich --- na, was kann das nur alles sein? Lieber Leser – die Frage stellen wir hier mal in den Raum.

Die gut vier Stunden vergehen fast wie im Flug. Ja gut. Dieser Vergleich liegt irgendwo nahe. Das fast komplett niederländische Kabinenpersonal, zu dem auch die Chefpilotin zählt, ist lässig drauf – ja fast sieht es aus, als seien sie nach dem Ergebnis der Parlamentswahlen in Feierlaune. Verstehen könnte man es jedenfalls.

Israel empfängt uns mit einem lauen Lüftchen von etwa 18 Grad und leichter Bewölkung, Unser Busfahrer Megdi entschuldigt sich für das winterliche Wetter, während er schon auf Tel Aviv-Jaffa zusteuert. 

Weil bis hierhin alles so schön nach Plan gelaufen ist, dachte sich der liebe Gott mal was Besonderes aus, um die Fahrt interessanter zu gestalten. So stehen jetzt 22 Personen etwas ratlos am Empfang des Ruth Daniel Hotels, denn man hat kein Zimmer frei für uns. Bei genauerem Hinsehen ist wohl ein Tippfehler, ein Datumsirrtum, eine schlampige Email dafür verantwortlich. Letztlich egal, denn Ersatz muss her.

Obdachlos in Jaffa, also erstmal was essen.

Während die Reiseleitung fieberhaft damit beschäftigt ist, per Whatsapp, Facebook und dem guten alten Telefon eine Lösung herbeizutelefonieren, erkunden unsere neu-Israelis die schöne Altstadt von Jaffa und den ebenso schönen Stadtstrand von Tel Aviv, der hier in Jaffa beginnt.

 

Das Angebot an Falafel, Hummus und Shwarma ist genauso groß, wie die Preisspanne der Produkte. Eine kurze, nicht repräsentative Erhebung lässt vermuten, dass der Preis einer Teigtasche immer abhängig ist vom Geschlecht und der Haarfarbe des Kunden. Blonde Mädels zahlen etwa die Hälfte, graues Lehrpersonal das Doppelte.

Diese Preisgestaltung gilt bestimmt auch für die Waren, die auf Jaffas "Flohmarktstraße" angeboten werden. Das Bild zeigt mal einen kleinen Ausschnitt des Angebotes. Kronleuchter neben Klobrillen, BHs neben Plastik-MGs, Spanplatten neben Teppichen auf Wasserpfeifen hinter Autoreifen über Wandspiegel. Morgen ist wahrscheinlich Sperrmülltag.

Gestärkt mit diesen orientalischen Kostbarkeiten lassen sich die Erläuterungen zum geänderten Fahrtverlauf durch das Lehrpersonal leichter verdauen. Als Nachtisch sozusagen. Dank der großen Flexibilität der Gastgeber, dank Yehudas Organisationstalent und dank Arik und Maly dürfen wir alle einen Tag eher als geplant nach Haifa kommen. Das machen wir gerne – und schon pflügt Busfahrer Megdi  durch den Feierabendverkehr. Nun wissen wir auch, warum laut einer OECD Studie dieses schöne Land die Spitzenposition unter allen Mitgliedsstaaten in der Kategorie "Verkehrsdichte pro Kilometer" hält. Es geht im Schneckentempo am Meer entlang und quer durch die Stadt. Immerhin bleibt deshalb genug Zeit, den Sonnenuntergang vom Busfenster aus zu genießen.

Es ist schon dunkel und seeehr ruhig im Bus, als dieser die kurvige Straße hinauf ins Carmel Gebirge nimmt. Trotz der schläfrigen Stimmung macht sich mit jedem Kilometer so etwas wie Spannung breit: Werde ich abgeholt? War das Bild im Whatsapp Profil ein Fake? Erkenne ich meine(n) Gastgeber(in)? Meine Gasteltern sind Drusen - was erwartet mich da bloß?

Als wir um viertel nach acht mit einem eleganten 180-Grad Wendebogen in die Einfahrt der Schule manövrieren, stehen tatsächlich schon einige Personen an der Schule bereit, um ihren Familienzuwachs aufzunehmen. Die Zuordnung bereitet keine Probleme - dank Whatsapp gibt es keine Überraschungen, denn man kennt sich virtuell schon lange. So gleicht die Begrüßung in vielen Fällen eher einem Wiedersehen.

Gegen halb zwölf haben dann auch die letzten ihren Austauschpartner gefunden. Unglaublich, mit welcher Gelassenheit die Gasteltern diesen kleinen Programmumbau  gemanagt haben.

Dieses Bild entstand kurz vor 23 Uhr vor dem Reali School Tor. Alle sind weg.

Viele Bilder konnte der Chronist nicht schießen, denn das Handy wurde ja für Wichtigeres benötigt. Aber es gibt ja genug andere Fotografen. Danke u.a. an Marie, Svenja und Majlies.